Früh übt sich. Das gilt auch für den Umgang mit Geld. In der Primarschule erhalten viele Kinder ihr erstes Sackgeld. Mit zunehmendem Alter sollte die Verantwortung für die eigenen Finanzen stetig steigen. An dieser Stelle kommt der Jugendlohn ins Spiel. Doch wie viel Geld ist in welchem Alter überhaupt sinnvoll?

Sina Buser, 13. August 2021
 

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Schritt für Schritt zu mehr Verantwortung

Mit dem Sackgeld, einem kleinen Betrag der wöchentlich ausbezahlt wird, fällt Ihr Kind die ersten eigenen Finanzentscheide. Es überlegt sich, etwas zu kaufen oder den Betrag für einen grösseren Wunsch beiseite zu legen und sammelt erste Erfahrungen im Umgang mit Geld. Die Einführung des Taschengelds ist ideal, um mit Ihrem Kind immer mal wieder über Ausgaben, Sparen und Wünsche zu sprechen. Schauen Sie gemeinsam nach, wie viel Geld im «Kässeli» vorhanden ist und reflektieren, was wie viel kostet. Wichtig ist: Versuchen Sie das Sparverhalten Ihres Kindes nicht zu bewerten. Ihr Nachwuchs soll selbst entscheiden dürfen, wofür er das Sackgeld ausgibt oder welches Sparziel er gerade verfolgt.

Doch wie viel Taschengeld ist überhaupt angemessen? Die Höhe des Betrages richtet sich – das ist naheliegend – nach dem Alter des Kindes und den finanziellen Möglichkeiten der Familie. Als grobe Richtlinie empfiehlt der Dachverband Budgetberatung Schweiz ab der ersten Klasse einen Franken pro Schuljahr pro Woche. Für einen Erstklässler heisst das, CHF 1 pro Woche, für eine Schülerin der vierten Klasse CHF 4.

Um die Finanzkompetenz Ihres Kindes langsam zu erweitern, kann ab dem zehnten Lebensjahr bzw. ab der fünften Klasse der Rhythmus von einer wöchentlichen Auszahlung auf ein monatliches Taschengeld angepasst werden. So lernt ihr Kind den Betrag über einen längeren Zeitraum einzuteilen. In einem weiteren Schritt kann das Sackgeld auch auf ein Konto überwiesen werden. Auf diese Weise macht sich Ihr Kind schon mit dem Einsatz einer Debit-Karte und dem bargeldlosen Bezahlen vertraut. Diese Kompetenzerweiterung ist wichtig und nützlich, denn das Verwalten von Buchgeld – dem Guthaben auf dem Bankkonto – ist deutlich anspruchsvoller als der Umgang mit physischen Münzen und Noten.


Vom Sackgeld zum Jugendlohn

Ab einem Alter von etwa zwölf Jahren wird die monatliche Auszahlung eines sogenannten Jugendlohns empfohlen. Der Jugendlohn ist ein grösserer Betrag, mit dem Ihr Nachwuchs einen bestimmten Teil der Lebenshaltungskosten selbstständig tragen soll. Dabei geht es um Ausgaben für neue Kleidung, den Besuch beim Coiffeur, Sport- und Freizeitaktivitäten oder das Smartphone-Abo.

Die Höhe des Jugendlohns ist sehr individuell. Sie richtet sich nach den Lebensumständen und -gewohnheiten der Familie sowie nach den bisherigen Ausgaben. Als Eltern bestimmen Sie, welche Budgetpositionen Ihr Sprössling künftig selber bezahlen soll und welchen Betrag Sie dafür als angemessen erachten. Am besten erfassen Sie die jährlichen Ausgaben für die ausgewählten Bereiche und teilen die Summe durch zwölf – so erhalten Sie das monatliche Budget, sprich die Höhe des Jugendlohns. Vergessen Sie jedoch nicht, das bisherige Sackgeld dazuzurechnen. Zusätzlich zum Budget, das zur Deckung der definierten Lebenshaltungskosten gedacht ist, soll ja noch Geld für Vergnügen, spezifische Wünsche oder zum Sparen vorhanden sein.

Sie trauen Ihrem Nachwuchs in punkto Finanzkompetenz noch nicht allzu viel zu? Fangen Sie mit einigen wenigen Ausgabeposten an und steigern Sie die Verantwortung von Jahr zu Jahr. Wichtig ist, mit dem Jugendlohn sollen keine Ausgaben wie Wohnkosten, Versicherungen oder Schulgeld bezahlt werden. Auch gemeinsame Familienaktivitäten wie Ferien oder Ausflüge sollte Ihr Kind noch nicht selbst einkalkulieren müssen.


Klare Regeln sind wichtig

Damit der Jugendlohn ein Erfolg wird, sind einfache aber klare Regeln wichtig. Setzen Sie sich gemeinsam mit Ihrem Kind an einen Tisch und klären Sie Kompetenzen und Verantwortungen. Halten Sie schriftlich fest, wer welche Ausgaben übernimmt.

Möglicherweise führt der Jugendlohn am Monatsende schon mal zu einem Engpass. Bleiben Sie konsequent und helfen Sie Ihrem Kind nicht gleich mit einem «Zustupf» aus. Nehmen Sie die Situation zum Anlass, um zusammen Kassensturz zu machen und die Ausgaben zu analysieren. Eine gemeinsam angefertigte Budget-Aufstellung hilft, aufzuzeigen, welche Ausgaben zum Engpass geführt haben und wie sich die zur Verfügung stehenden Mittel künftig besser einteilen lassen. Mittlerweile stehen dafür auch viele nützliche Budget-Apps zur Verfügung, wie z.B. «BudgetCH» von Budgetberatung.ch.


Finanzkompetenz ist heute unerlässlich

Machen wir uns nichts vor: Geld spielt in unserer heutigen Gesellschaft eine zentrale Rolle. Insbesondere für Jugendliche kann der Konsumdruck zu einem Dauerthema werden und führt nicht selten zur Überschuldung bei jungen Erwachsenen. Deshalb ist es wichtig, möglichst früh einen verantwortungsvollen Umgang mit Geld zu erlernen. Mit dem Taschengeld und Jugendlohn vermitteln Sie Ihrem Kind Vertrauen in die eigene Urteilskraft. Ihr Kind erfährt mehr darüber, was wie viel wert ist und was nötig ist, um sich einen grösseren Wunsch zu erfüllen. So geben Sie Ihrem Kind die Möglichkeit, Finanzkompetenz zu erwerben und stetig auszubauen.

 

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Sina Buser hat 2013 ihre kaufmännische Lehre bei der Schaffhauser Kantonalbank abgeschlossen. Seit 2014 ist sie Kundenberaterin am Schalter und berät unsere Kundinnen und Kunden rund ums Thema Bargeld und zu unseren Basisdienstleistungen.

 

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