Alain Schmid, wie fühlt sich der Wechsel nach zwanzig Jahren bei einer Grossbank zu einer Kantonalbank an: Wie ein Ankommen in ruhigeren Gewässern oder wie ein Umzug von der modernen Stadt aufs traditionelle Land?

Selbstverständlich habe ich mir vor meinem Stellenantritt einige Gedanken gemacht und mich auf eine kulturelle Veränderung vorbereitet. Der Kulturschock blieb jedoch aus (lacht). Im Gegenteil: Der Wechsel hat mir gezeigt, dass Professionalität und Kundenorientierung keine Frage der Unternehmensgrösse sind, sondern eine Frage des eigenen Anspruchs. Ruhiger ist es hier in Schaffhausen definitiv nicht. Da in unserer Bank aktuell viele Projekte laufen, bin ich punktuell sogar dafür, Tempo rauszunehmen. Denn nur, wenn wir alles Schritt für Schritt angehen und die richtigen Prioritäten setzen, kommen wir langfristig voran. Schlanke Strukturen und kurze Wege sind sicherlich ein Vorteil bei uns. Eine Grossbank kann dagegen sehr schwerfällig in der Umsetzung sein – aufgrund der vielen involvierten Stellen und Personen. Alles in allem würde ich sagen, dass die Klischees modern versus traditionell, Stadt versus Land, Grossbank versus Kantonalbank in der heutigen Zeit nicht mehr greifen. 

 

ALS Magazin

Alain Schmid, CEO Schaffhauser Kantonalbank

In den letzten Monaten hast du die Bank intensiv kennengelernt. Wo siehst du Potenzial und welche Themen möchtest du 2024 angehen?

Wie bei vielen anderen Banken ist auch unsere Kundschaft sehr divers. Allen Kundinnen und Kunden gerecht zu werden, das ist keine einfache Aufgabe. In den Bereichen Private Banking und Immobilien-Investoren sind wir top. Aufholbedarf besteht klar im Retailbanking. Dies adressieren wir mit unseren Digitalisierungsinitiativen. Zum einen wollen wir unser Online-Angebot für bestimmte Produkte und Services ausbauen, zum anderen unsere Kundschaft aktiv in die neue Welt mitnehmen, z.B. durch Unterstützungsangebote in unserer Digitalen Lounge. Weiterhin beschäftigen wird uns 2024 sicher das Thema Prozessoptimierungen. Hier eröffnen Automatisierungen zwar viele Möglichkeiten zur Vereinfachung des Arbeitsalltags, die Umsetzung ist in der Regel aber hochkomplex und wird von vielen Abhängigkeiten begleitet. Deshalb braucht es hier einen langen Atem. Das kenne ich bereits von meinen vorherigen Tätigkeiten.

Seit deiner Lehre bei der ZKB arbeitest du bei einer Bank – was fasziniert dich an der Finanzwelt?

Ja, ich habe das Bankwesen von der Pike auf gelernt. Seit damals fasziniert mich die Bedeutung, die die Finanzindustrie für die Realwirtschaft hat. Banken erfüllen wichtige Aufgaben – das geht heute manchmal vergessen. Ich habe auch mal ein paar Monate für eine Unternehmensberatung gearbeitet, aber sehr schnell gemerkt, dass dies nicht der richtige Job für mich ist. Des Weiteren war ich einige Jahre CEO einer mittelgrossen IT-Firma, bevor ich zum Banking zurückgekehrt bin. Banken sind am Puls der Wirtschaft. Sie tragen im Grossen wie im Kleinen zur Verwirklichung von Träumen bei – sei das beispielsweise durch die Begleitung eines KMUs in seiner Wachstumsphase oder durch das Ermöglichen eines Eigenheims für eine junge Familie.

Bist du in der Region Schaffhausen und bei den Einheimischen schon angekommen oder braucht es da noch Beziehungsarbeit?

Schaffhauserinnen und Schaffhauser sind sehr heimatverbunden. Die Atmosphäre ist persönlich, man kennt sich untereinander und weiss, was man an seiner Region hat. Jetzt, da ich den Grossteil meiner Zeit hier verbringe, ist mir auch klar warum: Schaffhausen gehört zu den spannendsten Regionen in der Schweiz. Sei es wirtschaftlich, aber auch mit Blick auf Natur, Freizeit, Kultur und Sport. Als Vater einer handballbegeisterten Tochter durfte ich schon einige Male bei einem Kadetten-Match mitfiebern. Als CEO der Schaffhauser Kantonalbank öffnen sich mir naturgemäss viele Türen. Dadurch hatte ich das Privileg, innert kürzester Zeit sehr viele interessante Menschen kennenzulernen. Der Empfang war durch und durch herzlich und ich kann sagen, dass ich sehr gut angekommen bin.

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Alain Schmid ist seit Sommer 2023 CEO der Schaffhauser Kantonalbank. Zuvor war er mehr als zwanzig Jahre in verschiedenen leitenden Positionen bei der Credit Suisse tätig, zuletzt als Leiter Business Banking im Firmenkundengeschäft. Gelernt hat der 46-jährige das Bankgeschäft bei der ZKB. Alain Schmid ist verheiratet und hat eine Tochter und einen Sohn.

 

Veröffentlicht am 12. Dezember 2023

 

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